NRB Home-Link  Bootshäuser des Norsk Roklub i Berlin e. V.

- Das erste Bootshaus
- Das zweite Bootshaus
- 1945 - 1993
- Bootshaus heute

Das erste Bootshaus (1907 - 1934)

NRB-Haus bis 1934, Ansicht

Zur Gründungszeit des Norwegischen Ruderclubs in Berlin 1907 waren unter den Mitliedern viele Architekten und Architekturstudenten. Zur Errichtung des ersten Clubgebäudes wurde ein kleiner interner Wettbewerb ausgeschrieben, den Christian Munthe af Morgenstierne gewann. Er wurde später nicht nur als Verwalter des Königlichen Schlosses in Oslo berühmt, sondern auch für Häuser, die sowohl in strengem Neoklassizismus als auch im Funktionalismus der 30er Jahre gehalten waren. Als Clubmitglied fertigte er den Entwurf für das Clubgebäude ohne Gegenleistung; seine Entlohnung bestand aus einer Porzellanvase.

Die Baukosten für das Gebäude nebst Inneneinrichtung wurden mit 3000 Reichsmark veranschlagt. Der Aufenthaltsraum im Erdgeschoß hatte einen Kamin, ein traditionelles "langbord" mit den entsprechenden Bänken. In der zweiten Etage befanden sich Umkleide- und Schlafräume. Insgesamt bot das Clubhaus 20 Schlafplätze, davon 4 im Spitzboden. Die Etagenbetten im Schlaf- und Aufenthaltsraum wurden selbst gebaut. Das Haus, 1909 fertiggestellt, fiel durch traditionelle norwegische Architekturelemente auf.

Das Bootshaus war innerhalb des Gebäudequerschnittes integriert und bot Platz für 6 Ruderboote. Zum Zeitpunkt der Errichtung des Bootshauses befanden sich auf dem Gelände direkt keine Bäume. Der heutige Bestand stellt die damaligen Anpflanzungen dar.

Von Anfang an gab es Schwierigkeiten mit der Standfestigkeit des Gebäudes, da der Baugrund sehr feucht war. Dieser Umstand führte zu mehrmaligen, wenn auch erfolglosen Anhebung.

So stand ein Umzug des Ruderclubs nach Wannsee zur Diskussion, doch die besseren Rudermöglichkeiten sprachen eindeutig für die Beibehaltung des Standortes Hessenwinkel. Allerdings fasst man nach nur 27-jähriger Standzeit im Februar 1934 den Entschluss, das alte Bootshaus abzubrechen und ein neues zu errichten.

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Das zweite Bootshaus (1934 - 1945)

NRB-Haus ab 1935, Ansicht

Die Baukosten für ein neues Bootshaus waren mit 23 000 Reichsmark kalkuliert. Einem eigens gegründeten Komitee gelang es, diese Summe hauptsächlich durch Spenden aufzubringen.

Der Entwurf für das neue Clubhaus, von der Architektin Maja Melandsø Kaul, zeigt ebenfalls Elemente der norwegischen Bautradition. Allerdings flossen auch moderne Architekturauffassungen der 30-er Jahre mit ein, so dass das äußere Erscheinungsbild des Hauses im wesentlichen durch seine Funktion geprägt ist.

Im Erdgeschoss sind Küche und Aufenthaltsraum, im Obergeschoss Umkleide- und Schlafräume untergebracht.

Im Winter 1934 wurde die Einrichtung aus dem alten Gebäude entfernt, die Boote in benachbarten Bootshäusern untergebracht und das alte Bootshaus abgerissen. Die Bootshaustür des alten Gebäudes hoben die klugen Planer auf und integrierten sie in das neue Haus. So hat sie die Zeiten überdauert und ist bis heute erhalten.

28 zehn Meter lange Pfähle bildeten das Fundament des neuen Gebäudes, um das Problem des feuchten Baugrunds zu lösen.

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Die Zeit von 1945 - 1993

Der Zweite Weltkrieg beendete das Clubleben vorläufig. Während zunächst die in Berlin verbliebenen Norweger den Club weiterführten, waren zum Ende des 2. Weltkrieges fast alle Norweger in ihre Heimat zurückgekehrt und das Clubhaus verwaiste.

Es diente zunächst als Unterkunft für Ausgebombte, bis es die DDR mit Hinweis auf die Verfassung 1951 unter staatliche Verwaltung stellte. Das gesamte Gelände ging schließlich an den Reichsbahn Betriebssportverein "ESV Lokomotive", der für die nächsten 40 Jahre dort einen Kajakclub betrieb. Da sich viele Mitglieder Motorboote anschafften, vergrößerte man in den 60er Jahren den Hafen. Stahlbeton als Hafenbefestigung und eine Slipanlage für Motorboote waren das Ergebnis.

Während der Teilung Deutschlands hatten die Mitglieder den "Norsk Roklub i Berlin" in Oslo weitergeführt und den Anspruch auf das Grundstück nie aufgegeben. Dadurch gelang nach dem Fall der Mauer eine schnelle Rückübertragung des Geländes im Jahre 1991.

Die norwegische Baufirma Vejtec, die in Berlin tätig war, nutzte das Clubhaus als kostenlose Unterkunft und im Gegenzug gestalteten Vejtec - Angestellte das Haus nach den Vorstellungen des Clubs um und renovierten es. Im Jahre 1993 konnten die Ruderer es wieder in Betrieb nehmen. Die großen Schlaf- bzw. Umkleideräume im Obergeschoss wurden in mehrere kleinere Schlafräume und zwei Badezimmer unterteilt.

Mit einem großen Fest beging der Norsk Roklub i Berlin 1997 sein 90jähriges Bestehen. Viele Gäste und Mitglieder, die den Klub aus der Zeit vor dem Krieg kannten, waren aus Norwegen angereist und ruderten erneut über die Gewässer. Neben einer Bootstaufe wurde das Programm durch den Vereinsruderchor bereichert, der die Clubhymne vortrug. Die deutsche und norwegische Presse berichtete ausführlich über die bewegte Geschichte des inzwischen wieder wohletablierten Berliner Vereins.

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Das Bootshaus heute

Norsk Roklub i Berlin, Ansicht

Als echtes Hindernis für die Ruderaktivitäten des Vereins stellte sich die massiv ausgebaute Hafenanlage mit Betoneinfassung und Stahlgittersteg heraus. Für die flach bauenden Ruderboote war die gesamte Anlage viel zu hoch, sodass Boote und Ausleger durch den unvermeidlichen Kontakt mit Stahl und Beton stark zu leiden hatten. Zugleich behinderte die nicht benötigte Slipanlage das Einsetzten der Ruderboote. Deshalb fasste man den Entschluss, die Hafenanlage naturnah umzubauen. Durch den Einsatz der damaligen Vorsitzenden, Ingerid Ljosland, der Stiftung in Oslo und die Norwegische Botschaft wurden die notwendigen finanziellen Mittel beschafft.

Die Botschaft hatte den "Norsk Hjelpefond", zugunsten von in der DDR lebenden Norwegern, aufzulösen und spendete dadurch freigewordene Mittel, sodass der Umbau der Hafenanlage 1999/2000 erfolgen konnte. Die alte Stahlbetonkonstruktion wurde abgerissen und durch eine Holzeinfassung mit seitlich angebrachtem Holzsteg ersetzt. Diese Konstruktion ruht auf 8 Meter in den sumpfigen Grund gerammten Pfählen, die zusätzlich mit Zugankern versehen sind, die ca. 5 m von der eigentlichen Uferbefestigung verankert sind.

Für das Jahr 2003 sind die Renovierung des Bootshauses sowie der Anschluss des Clubgebäudes an die öffentliche Abwasserentsorgung geplant.

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